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AutorenbildAva Carstens

Springen.



Den Sprung wagen und im Fall schon wieder bereuen. Anhalten und nach dem Seil greifen. Die Bewegung kommt in der Schwebe zum Stillstand. Ein Hin und Her. Und dann: nichts. Was will ich eigentlich? Alles aber davon nur ein bisschen. Angst vor dem Verlust und Furcht vor wahrem Glück. Wenn ich jetzt die Augen schließe und mich allem Fühlen hingebe, ist die Gefahr den Schmerz zu sehen, wenn ich sie wieder öffne, zu groß. Also blinzle ich. Wie heißt es doch so schön, einen Mittelweg finden.


Aber mein Verlangen nach echtem Gefühl ist groß. Und der Erlebnisdurst ist stärker als die Vernunft. Es geht einen unbeholfenen Schritt voran. Erinnerung an mich selbst: Den Fokus beibehalten, Herr der Dinge sein und bleiben! Lass uns vom Guten kosten und mit ein wenig Abstand das Probierte verdauen oder – wie es sich bei einer Probe gehört, wieder ausspucken vor dem Schlucken. Distanz suchen und sich in die Arme der Nähe werfen. Was für ein effektives Handeln. Alles erleben wollen, aber bitte mit geringster Investition.

"Verzeihung, können Sie mir bitte sagen, wie lange das Rückgaberecht hierfür gilt?" Das Beschaffen auf Sicherheit scheint unangebracht, Angebote wie "solange der Vorrat reicht" nicht verlockend. Es heißt: jetzt leben und erleben… Und morgen vielleicht auch.


Ein Vertrag für die eigenen Freiheiten muss her. Im Kleingedruckten ist zu entdecken, dass dieser vom Urheber jeder Zeit neudefinierbar und kündbar ist. Der Vertragspartner hingegen hat sich stets an alle Vereinbarungen zu halten. Zufrieden unterzeichnen beide Seiten mit einem Zwinkern. Ich bin keinerlei Verpflichtungen eingegangen. – Herzlichen Glückwunsch! Dies ist der Mittelweg der Freiheit.


Wieder zurück zum Sprung: Was will ich eigentlich? Anstatt eine Antwort zu finden, wird eine Reise als Übergangslösung gewählt. Die gedankliche Träumerei, eine kleine Gefühlspause wird den eigenen Mut sicher zurückbringen. Die Ängste gut geschultert und festgeschnürt ­– los geht's! Wir wandern, getrieben von dem Wunsch nach persönlichem Glück, dem unbekannten Ziel entgegen. Ein wohliges Gefühl aus dem Alltag zu entfliehen. Ich will den Kopf abschalten und dem Handeln mehr Bedeutung als dem Wort geben.   


Nach der Reise ist das Paket nicht kleiner, nur versteckt sich jetzt noch Sand im Innenfutter vom Rucksack. Wieder im Alltag angekommen, ist der Sprung noch einen Schritt weiter entfernt.


Wir wollen die eigentlich spießigen Werte zurück. Verlangen nach Ruhe, Ordnung und Stabilität. Alle Möglichkeiten zu haben, scheint überfordernd zu sein. Das Chaos schreit nach Ausgleich. Doch dieser bringt Angst mit sich. Wir fürchten uns vor: Stillstand, dem Versäumen, zu schnellem Festlegen, Verlust von Freiheit und Spontanität. Es ist eben das, wovor wir uns fürchten, wonach wir uns eigentlich sehnen!


Ruhe macht unruhig. Und so rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her, lasse entspannt die Beine baumeln und ziehe ohne es zu merken die Schultern hoch zu den Ohren.

Ich atme tief ein, nehmen Anlauf und ich blinzle…


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Photo & Text: Ava

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