Michael Andrè Ankermüller ist Journalist, Founder von blogboheme.de, Mitdenker und -redner für Kampagnen, Social Media, für digitale und analoge Markenauftritte. Micha ist ein Freund, ein Mensch, der mich stetig inspiriert, der mit jedem Austausch einen neuen Impuls setzt. Als er mich fragt, ob ich ins Salzburger Land reisen und eine Reportage für den Blog verfassen möchte, sage ich sofort zu. Er hat ganz genau hingeschaut, denn die Beschreibung des Reiseprogramms scheint wie für mich gemacht...
Go with the flow aka. Weitsicht vom Meer bis in die Berge.
Zunächst zu den Umständen: Nur selten bin ich in den Bergen und lange ist es her. Ich bin die Frau und das Meer. Wasser hat für mich die stärkste Energie, weshalb ich mich zu dieser immer hingezogen fühle und wohl auch immer hingezogen fühlen werde. Dagegen wirken Schnee und Kälte weniger. Aber eine Reise zu Kraftplätzen, Yoga, Natur erleben und nicht der klassische Ausflug in die österreichischen Skigebiete, las sich gut.
Kaprun, ein Dorf. Das war mein erster Eindruck. Klein, überschaubar, nah. Das Alpenhaus,eine bunte Mischung an allem und offen für jeden. Das macht sowohl die Atmosphäre als auch das Miteinander der Gäste sehr sympathisch. Vom Hotel-Hund aufs Zimmer geleitet, einmal durchquert und da sind sie: die Berge. Von der Terrasse aus schweift der Blick an all ihren Formen und Farben entlang. Die Herbstsonne rundet das Bild ab und wärmt die Haut. Hier fühlt man sich wohl, hier möchte man bleiben.
Am Morgen liegt das Dorf im Nebel. Die feucht-kalte Luft brennt beim Laufen in den Lungen und zieht sich beißend in die Gelenke und bis ins Mark. Egal, weiterlaufen. Denn der Blick treibt: links die Berge, direkt das Flussufer neben mir, kilometerweite Weidelandschaft vor mir und rechts steigt langsam die Sonne durch die Nebelschichten auf. Ich bin wach.
Auf dem Weg begegnet mir eine Herde von Kühen, die von einer Weide zur anderen geführt werden. Die Bäuerin fährt ihnen vorweg und grüßt mit: „Moin.“
9.30 Uhr und wir verlassen Kaprun. Es geht hinauf auf über 3029 Metern zum Kitzsteinhorn und wieder herunter bis nach Zell am See. Wir durchqueren zwei Jahreszeiten innerhalb von 10 Minuten Gondelfahrt: der goldene Herbst und 20° am Fuße des Berges und die wunderschöne Schneelandschaft auf über 3000 Metern bei ein paar Plus Graden. Die Wanderung und die Geschichten zum Gestein, den Orten und Menschen füllen jeden Schritt mit neuem Wissen. Es gibt viel Zeit zum Atmen, Schauen und Verstehen.
Der seine Heimat liebende, freundliche, Johannes (ich taufe ihn Berg-Freund) bringt uns zum Abschluss der Kaprun-Kitzsteinhorn-Tour auf den Hof seiner Lieblingsbäuerin. Hier nehmen wir alle dankend ein handgemachtes Hof-Souvenir mit. Ich entscheide mich für Erdbeer-Rhabarber Marmelade. Homemade, bio, vegan.
Unsere nächste Station ist das Alpenhaus Gasteinertal. „Alpen. Kraft. Selfness.“ — heißt es im Programm. Es liest sich wie ein Slogen, im Agentur-Tümpel würden wir es kess „catchy phrase“ nennen. Aber hinter den Worten steckt mehr Tiefe. Das dem so ist, wird uns gleich nach dem Willkommensdinner klar: Räucherung. Wir alle sind neugierig und lassen uns von Alfred und seinen heimischen Kräutern ein- und beräuchern — die schlechten Energien vertreiben und Platz schaffen für Neues. Gute Nacht.
Auch an diesem Morgen werden wir von der Sonne begrüßt. Erst noch zart —durch die Terrassentüren wirft sie ein orange-graues Licht ins Zimmer während ich praktiziere und das Herz über den Kopf stelle. Kopfstand zum wach werden. Später scheint sie uns beim Wandern mit voller Kraft entgegen.
Früh, aber herzlich werden wir von Alfred und der Hotelleitung empfangen. Alfred nennt sich schlicht Naturmensch.at und der Name ist Programm. Die Wanderung bringt uns allen die Freunde am Entdecken zurück. Es geht nicht um einen sportlichen An- oder Abstieg, sondern die Natur und uns wahrzunehmen. Zeit zu haben auch die Details zu sehen, immer wieder ein bisschen genauer hinzuschauen. Im Alltag gefangen in Gedanken und Aufgaben vergessen wir viel zu oft die Welt aus Kinderaugen zu betrachten. Die vielen besonderen Kleinigkeiten, die Einzigartigkeit von einem Baum, einem bestimmten Licht, der Duft von Tannennadeln, das Knacken der Stöcker unter den Füßen — diese Momente gehen irgendwo zwischen Denken und Fühlen verloren, finden kaum Platz. Jetzt aber.
Der Gasteiner Wildnispädagoge teilt sein Wissen um die Pflanzenwelt, die Steine, die Sagen und Legenden, die sich um die Gegend spinnen. Wir wandern zu einem Kraftplatz — eine kleine Kapelle befindet sich direkt an der Quelle. Kurzer Einschub: Die Kirche hat, um viele Kraft- und Energiefelder ihre Monumente errichtet. Kein Wunder, denn wer Menschen an Wunder glauben lassen will, bedient sich der Natur und ihrer Kraft.
Alfred lässt uns selbst erleben, was die Orte mit uns machen. Ob und wie wir etwas spüren. Die Felsen in den Bergen, die Anordnung von Baumgruppen auf dem Weg oder der Wasserfall im Bad Gastein. Faktisch gesehen sind es: Steine, Bäume und Wasser. Auf der intuitiven Ebene ist hingegen weitaus mehr spürbar. Wie zeichne ich ein Bild von Energie, Intuition, Flow in Worten? In dem ich schweige und empfehle, es einfach mal auszuprobieren. Selbsterfahrung is key.
Stets bemüht uns die Welt rational verständlich zu erklären und komplexe Zusammenhänge greifbarer zu machen oder mit Glaube bzw. unseren Überzeugungen die Erfahrungen einzuordnen, gibt es zum Glück Momente, in denen die Worte und der Verstand, dem Erleben weichen.
Wer nun mit dem esoterischen Zeigefinger auf diese Passage tippt – nur zu, wo die Exoterik ihre Maxime hat, beginnt das innere Wissen und die Grenzen sind fließend. Ob man das nun als spirituell empfindet oder eben als ganz natürlich, sei jedem selbst überlassen.
Ich bin jedenfalls sehr dankbar für die besonderen Naturerlebnisse und Erfahrungen in vier intensiv-positiven Tagen Kaprun und Gasteinertal.
Begleitet von den unterschiedlichen Eindrücken verlasse ich die Berge gen Heimat. Ich spüre neue Energie.
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Das Ganze noch mal in Blog.Bohème Optik hier
Text & Fotos: Ava Carstens
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